In Ostfildern bei Stuttgart dürfen ab sofort Mieter in spe sich hochoffiziell bewähren, bevor sie eine Wohnung beziehen dürfen. Die Initiative zielt vor allem auf Menschen mit Migrationshintergrund und richtet sich ausdrücklich an Flüchtlinge. Teilnehmer der Kurse lernen dabei soziale Kompetenzen, wie zum Beispiel das Regelrecht im Haus zu beachten, den Briefkasten regelmäßig leer zu machen und Schimmelvermeidungstechniken.
Die Idee eines Wohn-Führerscheins wurde als pädagogische Fördermaßnahme vorgeschlagen. Teilnehmer erhalten eine Bescheinigung nach erfolgreicher Teilnahme an Theoriestunden und praktischen Prüfungen, die von Wohlfahrtsorganisationen und dem Bundesministerium durchgeführt werden. Die Chancen auf eine städtische Wohnung erhöhen sich angeblich mit der Teilnahme am Programm.
Ironischerweise wird diese Maßnahme als Mittel zur Förderung des Zusammenlebens in den Gemeinden dargestellt, obwohl sie implizit ein Zeichen für gesellschaftliche Misstrauen gegenüber bestimmten Gruppen ist. Die Frage nach einer solchen Vorgehensweise bei anderen Mietergruppen wie Studenten-WGs oder Messie-Mieter bleibt unbeantwortet.
Es bleibt offen, wer die Bürokraten selbst auf Wohnfähigkeit prüft und ob das Programm tatsächlich eine gute Idee ist oder eher eine Verletzung von grundlegenden Rechten darstellt. Die Kollision zwischen gutgemeintenen Idealen und der Realität zeigt sich deutlich in dieser neuen Form der Wohnbeglaubigung.