Ein aufschlussreiches Interview mit dem Soziologen Andreas Knie aus der Online-Ausgabe der „Zeit“ fordert eine Kehrtwendung in der deutschen Mobilitätspolitik. Knie bezeichnet die hohe Pkw-Dichte als Ursache für kaputte Straßen, Ehen und Lebensqualität im Allgemeinen. Er argumentiert, dass das Auto zu vielen Freiheiten verhelfe, aber auch zu vielen Problemen führe.
Knie beruft sich auf Studien, um den Rückgang des individuellen Autoumfahrung zu belegen, während die Nutzung des öffentlichen Verkehrs kaum zunimmt. Zudem betont er, dass der Anteil von PKW weiterhin hoch ist und es noch immer Privilegien für Autofahrer gibt.
Historisch sieht Knie das Problem bereits im Nationalsozialismus an, wo Autobahnen präferiert wurden gegenüber anderen Verkehrsmitteln. Er fordert eine Reduzierung des Autos und mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr. Dabei kritisiert er die Mangel der politischen Willenskraft, Privilegien zu beseitigen.
Eine weitere Kontroverse ist Kniestellungnahme zur Rolle von Autos bei Scheidungen. Er weist darauf hin, dass eine erhöhte PKW-Dichte mit einer höheren Scheidungsrate korreliert. Dies könnte durch die Freiheit, die Autos ermöglichen und dadurch den Familienverband zersetzen.
Knie nennt auch den Corona-Pandemie als Wendepunkt für Mobilitätsgewohnheiten. Während der Homeoffice-Zeit erkannten viele Menschen die Vorteile eines weniger autodependenten Lebensstils. Doch diese positiven Veränderungen wurden in ländlichen Gebieten durch den Rückgang von Geschäften und Freizeitmöglichkeiten wieder zunichtegemacht.
Zusammenfassend fordert Knie, dass politische Entscheidungsträger sich nicht scheuen sollten, Privilegien für Autos zu streichen. Er nennt die Pendlerpauschale und Subventionen für Dieselfahrzeuge als Beispiele und schlägt eine Reduzierung dieser Förderungen vor.