Gleichzeitigkeit von Tradition und Unbestimmtheit

In Thomas Rießingers Beitrag „Wenn Doktrin eine Gesellschaft regiert“ wird die Geschichte des Dorfes Buto erzählt, das durch seine starren religiösen Praktiken und ihre Auswirkungen auf alle Aspekte des täglichen Lebens geprägt ist. Die Geschichte beginnt mit dem Tod des alten Schäfers und der Zeremonie zur Bestimmung seines Nachfolgers, einem jungen Mann namens Buto. Der Auserkorene wird durch eine sakrale Ratschlägeratte bestimmt, die ihre Entscheidung in den Organen einer geopferten Ratte versteht.

Als Buto zum Schäfer ernannt wird, stellt sich heraus, dass er nicht in der Lage ist, die genaue Anzahl der Schafe zu zählen. Er entwickelt daher ein System, bei dem jeder Schaf ein Holzstäbchen zugewiesen wird und das Zählen dadurch ermöglicht wird. Doch als Buto eines Tages feststellt, dass eine Schaf weniger zu sein scheint als die Stäbe in seiner Schale, gerät er in eine schwierige Situation.

Buto entscheidet sich dafür, nicht einfach einen der Stäbe wegzunehmen und stattdessen eine gottgeweihte Erklärung für den Unterschied zu finden. Er glaubt an die Unfehlbarkeit der Götter und stellt seine Interpretationen in Form einer Rede vor dem Dorf dar. Die Priester, beeindruckt von Butos Weisheit, kommen zu der Überzeugung, dass das Problem nicht bei den Schafen liegt, sondern bei Regula, Fasos unverheirateten Tochter.

Als Letztes wird entschieden, dass Regulas Bestimmung durch eine weitere heilige Ratschlägerin bestimmt werden soll. Dies unterstreicht die Macht der religiösen Doktrinen im Dorf und wie sie das Leben der Menschen beeinflussen können, selbst wenn diese Praktiken unlogisch oder sogar schädlich sind.

Rießinger verwendet diese Metapher, um kritisch über die heutige politische Landschaft zu reflektieren und die Wirkung rigider Doktrinen auf eine Gesellschaft zu untersuchen. Er argumentiert, dass starre Traditionen oft dazu führen, dass wichtige Entscheidungen auf der Basis von Mythen und Illusionen stattfinden anstatt rationaler Überlegungen.