Vergessene Lockdown-Opfer: Viele Schüler schaffen ihren Abschluss nicht
Während Politiker sich gegenseitig Kritik zukommen lassen, versuchen Lehrer an der Front, den Schaden des Lockdowns zu begrenzen. Doch die Bilanz für viele Schüler ist traurig. Ein Gastbeitrag von Ada M. Hipp, ehemalige Lehrerin in Berlin, beleuchtet die erheblichen Schwierigkeiten vieler Schülerinnen und -schüler im Schuljahr 2024.
Es ist ein ruhiger Donnerstag im März, als Zehntklässler ihre erste Prüfung zum Mittleren Schulabschluss (MSA) ablegen. Die PibF, eine Gruppenpräsentation in besonderer Form, soll helfen, Leistungslücken auszugleichen, die durch das Corona-Jahr entstanden sind. Allerdings gibt es wenig Grund zur Freude: Nur wenige Schüler erzielen gute Noten. Stattdessen steht ein großer Teil der Klasse unter enormem Druck, um ihre schriftlichen Prüfungen in Mathematik, Deutsch und Englisch mit einer Note von Drei oder Vier zu bestehen.
Die Situation ist alarmierend: 80 Prozent der jetzigen Zehntklässler scheiterten bei den Prüfungen zur Berufsbildungsreife im Jahr 2024 in Mathematik und Deutsch. Ohne eine erfolgreiche PibF sind diese Schüler ohne Abschluss gefallen, was ihre zukünftige Bildung und berufliche Perspektiven stark einschränkt.
Die Autorin beschreibt, dass die Schule versucht hat, den Schülern so viel Unterstützung wie möglich zu geben. Vertretungsstunden wurden eingesetzt, um Prüfungsvorbereitungen zu ermöglichen, und Lehrkräfte haben ihre Unterrichtsstunden für individuelle Nachhilfe freigegeben. Trotz dieser Maßnahmen bleiben die Leistungen der Schüler weit hinter den Erwartungen zurück.
Ein großer Teil des Problems liegt in der ungleichen Voraussetzung vieler Schülerinnen und -schüler, die oft aus bildungsfernen Familien kommen und wenig Unterstützung zu Hause finden. Das Thema Schule spielt im häuslichen Umfeld kaum eine Rolle, insbesondere während der Pandemie. Vielen Eltern fehlen grundlegende digitale Kompetenzen und eine funktionierende Infrastruktur, um ihre Kinder sinnvoll auf die Hausaufgaben vorzubereiten.
Schülerinnen und Schüler mit einem Migrationshintergrund sind besonders betroffen: Viele leben in Familien, deren Eltern nur begrenzt oder gar keine Bildung genossen haben. Die Lernbedingungen zu Hause sind oft katastrophal, und viele Schülereignisse ergeben sich aus der Notwendigkeit, Hausaufgaben allein zu machen. Diese Schüler sind besonders anfällig für die negativen Auswirkungen von Lockdowns und distanziertem Unterricht.
Die Autorin kritisiert eindringlich die Politik, die keine angemessene Unterstützung für diese Schüler bereitgestellt hat. Stattdessen wurde den Lehrern oft ein unmögliches Ziel gestellt: Sie sollten trotz unzureichender Ressourcen und unsinnig hohen Erwartungen Erfolg erzielen.
Insgesamt stellt der Artikel die dringende Notwendigkeit einer gründlichen Überprüfung des Bildungswesens in Deutschland dar, insbesondere im Kontext von Pandemie-Verhältnissen. Es wird deutlich, dass viele Schülerinnen und -schüler ohne angemessene Unterstützung zurückbleiben und ihre Zukunftschancen massiv eingeschränkt sind.