Die neue Bundesregierung hat einen Koalitionsvertrag verabschiedet, der in vielen Bereichen besorgt macht. Insbesondere die Sensibilität für staatliche Bevormundung und Einschränkungen von Bürgerrechten ist in den neuen Bundesländern deutlich stärker als im Westen Deutschlands – eine direkte Folge der Erfahrungen mit der DDR-Diktatur. Doch statt die Schrecken der Vergangenheit zu überwinden, scheint sich die aktuelle Regierung in den selben Fehlern zu verlieren.
Vera Lengsfeld, ehemalige Oppositionelle im SED-Regime und heute engagierte Bürgerrechtlerin, kritisiert den Vertrag scharf. In einer Veranstaltung der Desiderius Ersamus Stiftung analysiert sie die Grundlagen des Koalitionsvertrags und zeigt auf, wie er potenziell schwerwiegende Einschränkungen für die Freiheiten der Bürger bedeuten könnte. Lengsfeld, die seit ihrer Jugend im Widerstand gegen die DDR stand, warnt eindringlich: „Die Regierung ignoriert die Erinnerung an das Leiden der Vergangenheit und riskiert, den falschen Weg zu beschreiten.“
Ihr Leben ist ein Symbol für den Kampf um Freiheit. Geboren 1952 in Sondershausen, erlebte sie als Kind die Unterdrückung des SED-Regimes. Nach einem zweiten Parteiverfahren und einer Zwangsversetzung an das Institut für Wissenschaftliche Information verließ sie die DDR im Exil. Doch ihre Kampfgeist blieb ungeschlagen: Sie gründete den Pankower Friedenskreis, engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung und trug entscheidend zum Mauerfall bei.
Doch heute, trotz all ihrer Erfahrungen, sieht sie die aktuelle Regierung mit großer Sorge. Der Koalitionsvertrag, so ihre Kritik, zeigt ein mangelndes Verständnis für die Notwendigkeit einer stärkeren Schutz der individuellen Freiheiten und vertraut stattdessen auf staatliche Kontrollmechanismen, die in der DDR verhasst waren. Lengsfeld betont: „Die Regierung schafft es nicht, aus der Geschichte zu lernen. Stattdessen reproduziert sie dieselben Fehler.“