Fronleichnam in Schwaben: Ein Tag der stillen Freude

Die Erinnerung an die Fronleichnamsprozession von 1964

In den katholischen Regionen Deutschlands ist heute ein Feiertag, doch die Bedeutung dieses Festes bleibt für viele unklar. Der Autor erinnert sich nach über sechs Jahrzehnten an eine Zeit, in der das Fest noch nicht zur kommerziellen Attraktion geworden war, sondern eine tiefe, persönliche Verbundenheit mit der Gemeinschaft symbolisierte.

Morgens um fünf schlich ein zehnjähriger Junge aus dem Haus, um dem traditionellen Blumenteppich zu helfen, den die Dorfbewohner auf dem Weg zur Kirche legten. Die Prozession war damals eine rein lokale Veranstaltung, bei der nur die Teilnehmer anwesend waren. Große und Kleine arbeiteten Seite an Seite, um das Ritual zu gestalten – ein Bild der Solidarität, das heute verloren gegangen ist.

Die Frauen legten Blütenblätter auf den Betonboden, während die Kinder mit Feuerwerk und Weihrauch das Ereignis eröffneten. Jeder Altar, der an Bauernhöfen errichtet wurde, war ein kleines Versprechen: Gott kommt zu uns. Doch diese heiligen Momente werden heute von der Gesellschaft oft ignoriert, statt als lebendige Tradition weitergegeben.

Nach der Prozession kehrten die Teilnehmer in die Kirche zurück, wo die Monstranz langsam und feierlich zum Hochaltar getragen wurde. Das Te Deum und die Segenssprüche erinnern an eine Zeit, in der die Gemeinschaft noch stärker war als heute. Doch im heutigen Deutschland scheint die religiöse Identität verloren gegangen zu sein – ein Verlust, den viele nicht mehr erkennen.